Erfahrungen mit Ubuntu 22.04

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Image by ERFOURIS from Pixabay

In letzter Zeit ist es recht ruhig auf intux.de geworden. Der Grund hierfür liegt aber nicht an einer Müdigkeit zur Thematik Open Source und Freie Software. Vielmehr gab es in der letzten Zeit keine wirklichen Probleme, Betriebssysteme, Software oder Dienste, welche auf meinen Servern laufen, zu fixen.

Heute möchte ich aber die Gelegenheit nutzen, um etwas zur langzeitunterstützten Version Ubuntu 22.04 LTS Jammy Jellyfish auf meinen Rechnern zu erzählen.

Wie die meisten Leser sicherlich wissen, wurde Ubuntu 22.04 am 21. April 2022 veröffentlicht und wird ab diesem Zeitpunkt für 5 Jahre mit Aktualisierungen und Fehlerkorrekturen unterstützt.

Ubuntu auf dem Desktop-PC

Auf meinem Experimentier-Desktop Gigabyte Brix GB-BACE-3160 arbeite ich immer mal wieder mit anderen Betriebssystemen. Vor allem werden hier Systeme und Software getestet, die in unserer Community oft Thema sind. In letzter Zeit war das u.a. Ubuntu 20.04 LTS Focal Fossa. Nachdem aber die Version Jammy Jellyfish veröffentlicht wurde, fiel das Augenmerk auf die neue Ubuntu-Version. Natürlich habe ich gleich das Upgrade auf die neue LTS am PC angestoßen. Erwartungsgemäß lief hier alles vom ersten Tag an perfekt. Warum? In der Regel ist es so, dass neue Ubuntu-Versionen mit älterer Hardware besser zurecht kommen als mit neuerer. Nötige Gerätetreiber sind im Kernel meist bereits schon implementiert.

Ubuntu auf dem Notebook

Anders sah es hingegen auf meinem DELL XPS 13 9310 aus. Hier hatte ich nach einer kompletten Datensicherung auch das Upgrade gewagt. Leider lief aber auf dem XPS nicht wirklich alles wie gewünscht. Das lag daran, dass mein Notebook über eine relativ aktuelle Hardware verfügt. Hier waren noch nicht alle Neuerungen in den Kernel eingeflossen. Einiges lief sehr hakelig. Das zeigte sich besonders bei der Nutzung der Webcam über Cheese. Andere Anwendungen hingegen konnten erst gar nicht gestartet werden, wie der Dell Linux Assistant. Der Grund lag in diesem Fall aber woanders. Im Hause DELL hat man sich sicher erst relativ spät den hauseigenen Paketquellen gewidmet. Der Kontakt beim DELL-Support gestaltete sich schwierig und wenig zielführend, da sich während meiner Anfragen ein Windows-Admin meines Problems annahm. Besonders ärgerlich fand ich das, da ich das Notebook zu diesem Zeitpunkt vor weniger als einem halben Jahr als Developer-Version mit vorinstalliertem Ubuntu gekauft hatte. Also beschloss ich das System wieder downzugraden und auf das erste Point Release 22.04.1 zu warten, um es dann noch einmal zu versuchen.

Nach Veröffentlichung dieses ersten Point Releases kam dann tatsächlich Bewegung in die Sache. Die Webcam unter der Anwendung Cheese arbeitet nun bei entsprechenden Lichtverhältnissen wie gewünscht und startet nicht wir zuvor ständig im IR-Modus.

Webcam mit Cheese

Auch beim hauseigenen Dell Linux Assistant passierte vor einigen Tagen etwas, sodass ich diesen für Ubuntu 22.04 nun installieren konnte.

Dell Linux Assistant
Dell Linux Assistant

Hiermit verbindet sich auch meine Hoffnung, dass mein XPS 13 doch noch für Ubuntu 22.04 LTS zertifiziert wird. Das neuere XPS 13 Plus ist es bereits.

Der erste Eindruck

Die neue langzeitunterstützte Version 22.04 gefällt mir vom ersten Tag an sehr gut. Sie ist mit Sicherheit nicht wirklich spektakulär, verfügt aber über einige Features auf die ich nicht mehr verzichten möchte. Die Desktopumgebung GNOME 42.4 lässt sich gut anpassen und macht dem Nutzer so die Arbeit am Gerät deutlich angenehmer.

System

Was ich persönlich sehr ansprechend finde, sind die änderbaren Akzentfarben sowie die Möglichkeit die Startleiste unten am Desktop schwebend zu platzieren. Das verleiht dem Betriebssystem einen schicken und modernen Anstrich.

Ubuntu 22.04 GNOME-Desktop

Nicht so performant lief es hingegen auf beiden Rechnern mit dem Display-Server Wayland, sodass ich wieder zu Xorg wechselte.

Meine hauptsächlichen Anwendungen wie LibreOffice, Thunderbird, Gimp, Inkscape, VirtualBox und VNC machen keinerlei Probleme, wie auch sonst das gesamte Betriebssystem.

Kritik

Natürlich muss ich auch etwas Kritik an der Version 22.04 üben. Ich finde es, genau wie die Community sehr schade, dass Anwendungen wie der Standard-Browser Firefox nur noch als Snap-Paket zur Verfügung stehen.

Nach einiger Zeit der Nutzung bin ich noch auf eine weitere Eigenheit der LTS-Version gestoßen. Beim Upgrade via CLI kommt es hier und da zu dem Phänomen, dass Pakete zurückgehalten werden.

Zurückgehaltene Pakete

Ursprünglich konnte ein

solche Konflikte lösen. In diesem Fall aber nicht. Nach einiger Recherche bin ich darauf gestoßen, dass es sich hierbei um PhasedUpdates handelt. Pakete werden inkrementell ausgeliefert. Hier heißt es also warten, bis diese freigegeben sind. Wer die Upgrades grafisch ausführt, wird diesen Umstand übrigens gar nicht erst bemerken.

Fazit

Nach einem halben Jahr der produktiven Nutzung von Ubuntu 22.04 bin ich tatsächlich sehr zufrieden. Ältere Hardware ist, wie zuvor beschrieben, im Vorteil. Auf neueren Systemen kann es noch etwas hakeln, doch mit jeder neuen Kernel Version sollte das Betriebssystem nach und nach flüssiger laufen.

Abschließend kann man aber sagen: Den Nutzer erwartet ein schnelles und stabiles Betriebssystem mit einem frischen und zeitgemäßen Design.

4 Kommentare

  1. Danke, für den Bericht!
    Ich benutze Ubuntu-Studio und bin ganz zufrieden damit, obwohl ich es nur für den Zweck der Musikproduktion nutze (mit u.a. Ardour). Als Haupt-Distri läuft auf dem selben Notebook aber MX-Linux. Und auch Windows 11 ist mit auf dem Gerät. Anders als Ubuntu lässt einen MX aber nicht im Regen stehen, wenn man triple-boot nutzt und erkennt auch noch ein zusätzliches Linux. Canonical hat ja os-prober entfernt gehabt und seitdem taucht außer Windows kein anderes OS mehr auf in Grub. Das hatte mich auch schon in 19.10 irritiert.

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