Interview mit Dietmar Janowski von Didis Blogazo

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Aufbau eines Linux-PC (Foto: Dietmar Janowski)

Fast täglich durchstöbere ich das Netz zu den Themen Linux und Open Source. Dabei stößt man u.a. auf Blogs, die sich ausgiebig dieser Problematik widmen. Egal ob nun News, Tutorials, Problemlösungen, Produktvorstellungen etc. thematisiert werden, so ist es immer wieder interessant neue Artikel zu lesen. Nun wollte ich einmal mehr über die Autoren hinter diesen Seiten erfahren. Herausgekommen dabei ist eine Interview-Serie, die ich nun nach und nach hier auf intux.de veröffentlichen werde.

Den Anfang hierzu macht Dietmar Janowski (Didi) von Didis Blogazo.

intux: Wann kamst Du das erste Mal mit Linux in Berührung?

Didi: Das erste Mal kam ich im Jahre 2010 und noch zu Zeiten Windows XPs mit Linux in Berührung. Einerseits war Windows Vista bereits am Markt. Da viele Entwickler ihre Programme auf dieses Betriebssystem umstellten und sich herauskristallisierte, dass die Unterstützung XPs nach und nach eingestellt wird bzw. Vista u. U. Schwierigkeiten mit betagterer Hardware haben wird, ich aber meine Geräte auf keinen Fall aufgeben wollte, nur weil Microsoft dies so beabsichtigte, nutzte ich zunächst Ubuntu mit Wubi, um zu prüfen, ob meine aktuelle Hardware einschließlich Drucker, Scanner Kameras etc. unter Linux erkannt wird, was der Fall war. Andererseits suchte ich ein Live-System für unterwegs, wobei die Wahl auf Knoppix fiel.

Ich hatte jedoch schon viel früher mit dem Einsatz einer Linux-Distribution geliebäugelt, mich aber einfach nicht getraut. Insofern muss ich Microsoft für die Einführung Vistas wirklich dankbar sein.

intux: Seit wann setzt Du Linux produktiv ein?

Didi: Wubi half mir dabei, mich nicht vorschnell entmutigen zu lassen, wenn ich ein gewünschtes Ergebnis verfehlte. Denn mit Wubi konnte ich das System bei einem Fehler zurücksetzen, wenn sich mir die Lösung des Problems verschloss. Als ich im Umgang mit Ubuntu sicher war und ich auftretende Probleme -sei es durch eigene Recherche oder mit Hilfe einschlägiger Foren- lösen konnte, vollzog ich den Umstieg um den 11. 10. 2010 herum. Windows gehört seit diesem Zeitpunkt der Vergangenheit an.

intux: Kommst du ohne kommerzielle Software bzw. MS-Produkte aus?

Didi: Nein, leider komme ich nicht ganz ohne kommerzielle Software bzw. MS-Produkte aus. Ubuntu selbst ist ja auch kommerziell, was ein Grund war, zu einer anderen Distribution zu wechseln.

Ich versuche, gewerbliche Software bzw. solche mit geschlossenem Quellcode und Programme Microsofts so restriktiv wie möglich einzusetzen. Nehmen wir z. B. Skype: Durch meine Vergangenheit habe ich noch viele Kontakte nach Südamerika, insbesondere nach Chile. Es ist schier unmöglich, auf open-source oder unkommerzielle Alternativen zu setzen, wenn die Gesprächspartner nicht mitziehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sich allenfalls noch Google Hangouts antun würde. Anderenfalls bliebe mir dann nur noch die Möglichkeit, auf Skype und Co. und damit auf Videogespräche zu verzichten, was ich aber auf keinen Fall tun werde, weil mir meine Freunde und Bekannten viel zu wichtig sind.

Außerdem nutze ich Teamviewer, um gelegentlich zu helfen. Auch diesbezüglich war die Verwendung einer Alternative mangels Bereitschaft hierzu bisher nicht durchsetzbar.

Ein anderes Beispiel, welches zwar nicht meine Rechner-Software aber Online-Dienste betrifft, ist Facebook: Ich habe, damit meine Fotos nicht irgendwo im Netz kommerzialisiert werden, auf meinem bei Uberspace gemieteten Server mittels WordPress Bildergalerien erstellt, die nur für registrierte und von mir zugelassene Besucher einsehbar sind. Jedoch scheint selbst diese Registrierung für die meisten Kontakte zu viel Aufwand zu sein. Bei Facebook eingestellte Bilder hingegen werden reichlich kommentiert. Ich bin nun dazu übergegangen, nur ganz wenige Bilder, von denen ich es verantworten kann, dass sie eventuell und wohin auch immer verkauft werden, bei FB einzustellen. Denn es macht keinen Sinn, mit gutem Beispiel voranzugehen, wenn die eigentliche Funktion eines sozialen Netzwerkes dabei auf der Strecke und man selbst alleine bleibt. Gleiches gilt für Geraspora, was für mich, so gerne ich es auch ausgiebig nutzen würde, mangels Nutzer keine Alternative darstellt.

Offensichtlich hat sich die Aufregung um die NSA-Affäre gelegt, und man ist wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Sicherheit und Transparenz scheinen -zumindest im Privatbereich- kein Thema mehr zu sein. Die mir begegnende Gleichgültigkeit insbesondere auch derjenigen, die zuvor laut geschrien haben, ist schon befremdend.

intux: Auch im Job?

Didi: Im Job komme ich zumindest ohne spezielle Windows-Software aus. Die meisten meiner Kollegen arbeiten mit der kostenpflichtigen Windows-Kanzleisoftware AnNoText, ich hingegen mit der kostenlosen, unter der CC BY-NC-ND 3.0 DE-Lizenz stehenden closed source Freeware j-lawyer und mit einigen von Kollegen entwickelten OpenOffice- bzw. LibreOffice-Vorlagen. J-lawyer kann sowohl unter Windows als auch unter Linux betrieben werden.

Zur Zeit erfolgt die Einrichtung des besonderen elektronischen Anwaltspostfaches, wofür zwar weder eine spezielle Software, noch ein bestimmtes Betriebssystem, jedoch ein Kartenlesegerät erforderlich ist. Damit könnte es u. U. Treiberprobleme geben. Offene Treiber sind mir derzeit jedenfalls unbekannt. Ich warte noch ein wenig die Erfahrungen meiner Kollegen ab, bevor ich mich für die entsprechende Hardware entscheiden werde.

intux: Hast Du den Umstieg bereut?

Didi: Nein, noch nie. Auch der Teil meiner Verwandtschaft, der mit meiner Hilfe auf Linux-Rechner umgestiegen ist, will auf keinen Fall zurück zu Windows, was mir gelegen kommt, bleiben doch lästige Fragen, die früher an der Tagesordnung waren, unter Linux aus. Denn Ubuntu läuft problemlos, wenn es erst einmal eingerichtet ist, was zumindest für die LTS gilt.

intux: Fehlt Dir in punkto Software etwas?

Didi: Mir fehlt nichts. Ich habe für all die vormals eingesetzte Windows-Software Alternativen gefunden. Einzig die Qualität der damals mit der Adobe Creative Suite erstellten .pdf Dateien war etwas besser, als die der mittels Scribus i. V. m. Gimp und Inkscape exportierten Dokumente, was aber im Ergebnis unerheblich ist.

intux: Mit welchen Distributionen hast Du bisher gearbeitet?

Didi: Als erstes nutzte ich Ubuntu, dann, weil mir diese Distribution zu kommerziell war, Fedora. Derzeit arbeitet auf allen Rechnern -teils mit Gnome 3 oder XFCE- Debian, weil ich nicht immer die neuste Software, sondern vielmehr ein stabiles System benötige. Gelegentliche Sicherheitsaktualisierungen reichen mir völlig. Desweiteren gibt es für Debian bestimmte Pakete, wie ME TV, die als .rpm vorkompiliert für Fedora nicht existieren. An der Selbstkompilierung ME TVs scheiterten neben mir selbst ITler des Fedoraforums.

Außerdem nutze ich Knoppix, welches ich mir jedes Jahr auf der CeBIT besorge und das dort vom Entwickler Herrn Klaus Knopper vorgestellt wird.

intux: Erzähle bitte etwas zur von Dir eingesetzten Hardware.

Didi: Meinen Hauptrechner hat ein netter Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung bzw. System Administrator und Bloggerkollege Malte speziell im Hinblick auf die Kompatibilität mit Linux zusammengestellt und -gebaut. So konnte ich auf den Einbau bestimmter Komponenten Einfluss nehmen, was einem bei einschlägigen Linux-Onlineshops oft verwehrt bleibt. Die Einzelheiten mag der Interessierte hier nachlesen. Leider fehlt mir das Fachwissen, einen PC selber zusammenzubauen. Deshalb bin ich für die damalige Unterstützung dankbar.

intux: Spielst Du irgendwelche Games unter Linux? Wenn ja, welche?

Didi: Da gibt es zur Zeit nur UrbanTerror. Eine kurze Ballerei reicht zum Abreagieren. Dort bevorzuge ich das Team DM und einen Low Grav-Server. Sobald ich gewonnen oder einen der vorderen Plätze belegt habe, vergeht mir auch schon wieder die Lust. Für Rollen- und Strategiespiele fehlen mir Zeit und Ausdauer.

intux: Warum hast Du begonnen, zu bloggen?

Didi: Im Grunde ist mein Blog ein Nachschlagewerk. Stellt sich ein Problem, so halte ich die erarbeitete Lösung für den Fall fest, dass sich diese oder eine ähnliche Frage irgendwann noch einmal stellen sollte. Außerdem kann ich meine Erfahrungen so mit anderen Menschen teilen, die bei ihrer Suche auf den entsprechenden Beitrag stoßen. Sollte ich das Blog einmal schließen, blieben mir sämtliche mit QTM verfassten Beiträge offline zur Verfügung. Die Arbeit würde also nicht vergeblich gewesen sein.

Das Blog dient natürlich auch der Unterhaltung. Übrigens fetze ich mich dort recht häufig mit einem bestimmten Kommentator, der einem auch schon an anderer Stelle begegnet sein dürfte. Wir kennen uns persönlich. Ganz ernst sollte man die Angelegenheit also nicht nehmen.

intux: Vielen Dank für das Interview, Dietmar.

13 Kommentare

  1. Ich habe gelesen, dass ihr in eurem Interview oft davon redet, von „kommerzieller Software“ wegkommen zu wollen. Warum genau wollt ihr das tun? Geht es nicht eher darum, von proprietärer Software wegzukommen?
    Meistens ist „proprietär = kommerziell“, „frei (wie in freier Rede) = kostenlos“, aber nicht immer.
    Einmal schreibt ihr sogar „von gewerblicher Software bzw. Software mit geschlossenem Quellcode“.
    Man muss das wirklich Unterscheiden, es sind ganz verschiedene Dinge.
    Es ist in meinen Augen vom Prinzip her ok, mit Software Geld zu verdienen.
    Proprietäre Software sehe ich hingegen als großes Problem an, vor allem für die Gesellschaft insgesamt.

    • Die Unterschiede waren auch zuvor bekannt. Deshalb wurden verschiedene Begriffe gewählt. Dass mit Software Geld verdient werden soll, geht auch in Ordnung. Dennoch habe ich auf Erfahrung basierende Gründe, auf die aufgezählte Software zu verzichten. Aktuell spiele ich auf ein kommerzielles CMS an, welches ich hier aus Gründen nicht namentlich benennen möchte, dessen Entwickler aber derzeit versuchen, Kunden über den Tisch zu ziehen, wobei dies nicht der einzige mir bekannte und bearbeitete Fall ist.

    • Kommerzielle und proprietäre Software haben genauso eine Daseinsberechtigung wie auch Open Source. Der Endkunde muss wissen was er einsetzen will. Privat hat man meist alle Optionen. Im Job sieht das jedoch oft anders aus. Es gibt im Leben immer Abhängigkeiten. Will ich Autofahren, so brauche ich einen Führerschein. Will ich diesen jedoch nicht erwerben, dann bleiben nur Bus, Bahn und Fahrrad.
      Also jeder muss das für sich selbst entscheiden, ob er aus dieser Tretmühle ausbrechen will und auch kann.

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