Fast täglich durchstöbere ich das Netz zu den Themen Linux und Open Source. Dabei stößt man u.a. auf Blogs, die sich ausgiebig dieser Problematik widmen. Egal ob nun News, Tutorials, Problemlösungen, Produktvorstellungen etc. thematisiert werden, so ist es immer wieder interessant neue Artikel zu lesen. Nun wollte ich einmal mehr über die Autoren hinter diesen Seiten erfahren. Herausgekommen dabei ist eine Interview-Serie, die ich nun nach und nach hier auf intux.de veröffentlichen werde.
Das letzte Interview liegt nun schon eine ganze Weile zurück. Ich hatte hin und her überlegt, wen ich zu meiner vorerst letzten Befragung heran ziehen kann. Da ich gerne die Artikel von Martin Dosch von blog.mdosch.de lese, habe ich ihn kurzerhand gefragt und Martin sagte spontan zu.
intux: Hallo Martin! Die Leser des OSBN kennen sicher Deinen Blog. Mich würde interessieren, was Du abseits der ganzen Technik für ein Mensch bist. Wo kommst Du her und was macht Du beruflich?
Martin: Hallo Frank! Ich komme ursprünglich aus einem Dorf in Unterfranken, lebe aber seit sechs Jahren in München wo ich als Systemtest- und Inbetriebnahmeingenieur arbeite. Zu meinem Job gehört Softwaretest am HiL-Prüfstand, das Erstellen der Inbetriebsetzungsdokumente und die Erstinbetriebnahme beim Kunden um evtl. Projektierungs- oder Installationsfehler zu finden und zu beheben. Ein sehr abwechslungsreicher und fordernder Job, aber im Gegensatz zu vielen anderen im OSBN hat mein Beruf nichts mit IT oder Linux zu tun.
intux: Du hast mir vor ein paar Jahren beim Umstieg in Richtung Debian einige Tipps gegeben. Wie lange bist Du eigentlich schon Debianer?
Martin: Nachdem ich ca. sechs bis sieben Jahre diverse Distributionen genutzt habe landete ich 2010 bei Debian. Zu dem Zeitpunkt noch in der Form von LMDE, das aus Debian Testing mit ein paar Mint-Tools bestand. Die Tools wie das Mint-eigene Update-Tool sagten mir aber nicht zu (das mache ich lieber manuell mit apt) und ich entfernte diese. Als ich feststellte, dass ich danach aus den Mintrepos nur noch das Artwork installiert hatte, habe ich dann auf ein pures Debian Testing umgeschwenkt.
intux: Wie bist Du zu Linux gekommen?
Martin: Als 2003 TCPA und Palladium ein großes Thema waren und ich diesen Weg nicht gehen wollte, fasste ich den Entschluss nach Alternativen zu suchen. Da kam mir natürlich Linux als erstes in den Sinn, denn für MacOS hätte ich neue Hardware kaufen müssen und von der Existenz von BSDs oder anderen Systemen wusste ich nicht mal. Ein IT-affiner Freund hatte auch schon etwas mit Linux experimentiert und gab mir seine CDs und ich installierte Red Hat 8. Zuerst natürlich im Dualboot, aber nachdem ich nach einigen Wochen des Experimentierens Grafik, Sound und meine Fritzkarte eingerichtet hatte, nutzte ich immer häufiger Linux. Bis ich irgendwann feststellte, dass ich meine Windowsinstallation schon seit Monaten nicht mehr gebootet hatte und komplett auf Linux umstellte.
intux: Setzt Du privat auch andere Desktop-Betriebssysteme ein?
Martin: Außer einer kurzen Phase von ca. 2 Wochen während meines Studiums, als ich für ein Projekt ein Windows benötigte, setze ich privat nur Linux ein. Auf meinen Hauptlaptop nutze ich Debian Testing, auf meinem „Netbook“ (falls 12″ noch unter Netbook fällt) für Dienstreisen Debian Stable und auf meinem Telefon Sailfish OS.
intux: Betreibst Du einen eigenen Server oder hast Du dies in Zukunft einmal vor?
Martin: Ich betreibe keinen öffentlich erreichbaren Server. Lediglich ein ausrangiertes Laptop, versehen mit Debian Stable, fungiert in meinem lokalen Netz als File- und Medienserver. Ich bin mit meinem Webspace bei Uberspace sehr zufrieden, da ich dort mit Shellzugriff auch eigene Serverdienste im Userspace einrichten kann, aber habe den Luxus mich nicht um die Absicherung des Servers kümmern zu müssen. Lediglich selbst installierte Dienste müssen aktuell gehalten und sicher konfiguriert werden. Das traue ich mir zu, aber ich möchte mich in meiner Freizeit nicht mit der Absicherung eines http- oder Email-Servers beschäftigen.
intux: Erzähle bitte etwas über Deine Hardware.
Martin: Die ist wenig spektakulär. Als Hauptlaptop nutze ich ein „Wortmann Terra Mobile 1541 Pro“ bei dem mittlerweile die HDD durch eine 1TB SSD ersetzt wurde. Als platzsparenden Begleiter nutze ich derzeit ein „Lenovo ideapad 300S“, welches mein Chromebook (ChromeOS wurde natürlich durch Debian ersetzt) „Acer C720“ als Gerät für unterwegs ablöste. Mein altes Laptop, das nun als Homeserver dient, ist ein „Lenovo G560“ und mein Telefon ist ein klassisches Jolla 1.
intux: Bist Du eher ein Nutzer der auf Stabilität setzt oder jemand der gerne etwas Neues ausprobiert?
Martin: Sowohl als auch. Mein Hauptrechner soll mir möglichst neue Software bieten deshalb nutze ich da Debian Testing, bzw. während des Freeze Debian SID. Bei meinem „Netbook“, welches ich u.U. auch mal längere Zeit nicht benutze, möchte ich nicht nach längerer Pause erst mal gigabyteweise Updates installieren müssen und nutze Debian Stable. Da ich auf Reisen aber auch nur einen Browser, Bildbetrachter und Medienspieler benötige, ist es auch nicht schlimm, nicht auf dem neuesten Softwarestand zu sein. Auf dem Server läuft auch Debian Stable, auch aus dem Grund, nicht ständig Updates installieren zu müssen und die Serverdienste sind eh alle schon ziemlich ausgereift und ich würde von einem Semi-Rolling-Release wie Debian Testing nicht profitieren. Bei Sailfish OS nutze ich die early access releases, da ich zu Beginn mit Cal- und CardDAV einige Probleme hatte und schnell die Versionen mit den Bugfixes erhalten wollte. Mittlerweile läuft alles soweit zufriedenstellend, aber ich nutze nach wie vor die early access updates.
intux: Ich habe gelesen, Du bist ein großer Eishockey-Fan. Für welchen welchen Verein schlägt Dein Herz?
Martin: Für den EHC RedBull München. Ich kam vor knapp 5 Jahren über einen Freund zum Eishockey und war gleich begeistert von dem Sport, der Atmosphäre im Stadion und dem entspannten Umgang der Fans beider Teams miteinander. Zuerst musste ich beweisen, dass ich leidensfähig bin, da ich die erste Zeit nur Niederlagen sah und München meist auf Platz 10 von 14 herumkrebste. Seit zwei Jahren läuft es aber richtig gut, München gewann letztes Jahr zum ersten Mal die Meisterschaft (zumindest mit diesem Verein) und steht auch heuer wieder im Finale.
intux: Was machst Du sonst noch in Deiner Freizeit?
Martin: Leider, aufgrund der begrenzten Zeit weniger als ich gerne tun würde. 😀 Ich lese sehr gerne und habe mittlerweile eine beeindruckende Büchersammlung aufgebaut. Musik ist mir auch sehr wichtig. Ich höre hauptsächlich Deathmetal bin aber auch für Blicke über den Tellerrand offen. So mag ich auch manches klassische Stück oder höre auch sehr gerne Johnny Cash, Creedence Clearwater Revival, Jace Everet, Sofia Talvik und The Prodigy. Im Sommer fahre ich gerne mit dem MTB durch die Wälder südlich von München und mache gerne in einem Biergarten halt. Ich hatte auch mal angefangen mich mit Fotografie und der Nachbearbeitung mit GIMP zu beschäftigen, aber das ist leider etwas eingeschlafen. Zu dem Thema habe ich mir auch ein sehr gutes Buch angeschafft, aber bisher nur etwas darin geschmökert. Zu Beginn 2016 habe ich spontan in Malaysia den Open Water Tauchschein gemacht und habe seitdem 10 Tauchgänge in Malaysia und auf den Philippinen getätigt. Was das Tauchen angeht bin ich also noch blutiger Anfänger, aber ich habe fest vor in den nächsten Jahren regelmäßig zu tauchen und auch weitere Tauchscheine hinzuzufügen.
intux: Bist Du auf der Suche nach einer neuen Blogsoftware inzwischen fündig geworden? Wenn ja, wie sehen die Pläne aus?
Martin: Da bin ich leider noch nicht weiter gekommen. Ich habe inzwischen Hugo ausprobiert, wurde damit aber nicht recht warm. Ich wollte mir auch mal blogcpp vom OSBN-Kollegen Tux anschauen, aber das habe ich trotz sehr freundlicher Hilfe von Tux leider noch nicht kompiliert bekommen. Wenn ich mal wieder Muse habe mich darum zu kümmern, werde ich mir auch mal Pelican genauer anschauen. Da mein derzeitiger Blogcompiler aber noch gut funktioniert, fehlt derzeit auch etwas der Druck sich um den Umstieg zu kümmern. Da die Software aber nicht mehr weiter entwickelt wird, werde ich da über kurz oder lang eine Lösung finden müssen.
intux: Vielen Dank für das Interview, Martin.
Ohne ein Linux (Uberspace zählt nur bedingt, weil das Nachinstallieren von Bibliotheken da nicht gerade normal ist) ist das mit dem Testen von Linuxcompilern immer so eine Sache.
Ich habe da auch noch keine gute Lösung gefunden. Ich wollte das Problem mit dem Kompilieren unter Linux eigentlich für die neue Version 4 – schamlose Eigenwerbung – erledigt haben, aber da sind ein paar so unschöne Bugs behoben worden, dass mir das erst mal wichtiger war. Mea culpa! – Ganz offensichtlich jedenfalls scheitert es massiv an irgendwelchen Sprachfeatures, mit denen der gurkige GCC nicht klarkommt und Microsofts guter Compiler schon. 😉
Ich habe ja noch Hoffnung, dass ich damit fertig bin, bevor Martin Pelican fertig ausprobiert hat…